12. Friesenpferdetag im Friesenstall Marschhorst
Juli 2010
… wir waren das erste Mal als Zuschauer da. Erst dachten wir, das wird eine kleine, heimelige Show mit ein paar netten, barocken Pferden, vielen Friesen und einigen „Exoten“ wie P.R.E. und Barockpintos zwischen den „schwarzen Perlen“.
Katja und ich fuhren also los, rechtzeitig versteht sich, um uns einen netten Vormittag zu machen. Eine Dreiviertelstunde lief die Autofahrt absolut reibungslos. Sonntags morgens ist auf den Autobahnen ja zum Glück nicht so viel los. Und dann, auf einmal, mitten in einer Baustelle auf der A1 standen wir. Es ging nur noch im Schneckentempo vorwärts… Na gut, wir hatten gute Laune und waren nicht in Eile…
Der Beginn des Showprogramms rückte näher, und mittlerweile standen wir auf der Landstraße im Stau (wir wurden von der Autobahn umgeleitet, weil diese gesperrt war). Die gute Laune blieb… es war ja Sonntag…
45 Minuten Stau und die Suche nach der richtigen Straße brachte uns 35 Minuten Verspätung. Glücklich fuhren wir auf die, zum Parkplatz umfunktionierte, Koppel und waren von den bis dahin schon enorm vielen Autos erschrocken (von wegen kleine, heimelige Show)… Von etwas weiter weg hörte man die Lautsprecheransagen. Wir sahen uns etwas um und sahen schon von Weitem die vielen Zeltdächer, Fahnenmasten und Karusselspitzen… Es sollte wohl doch eine größere Veranstaltung werden.
Wir kamen dann tatsächlich noch so rechtzeitig, dass wir aus dem 1. Show-Block die Quadrille Fatale mitbekamen. 8 Pferde und Reiterinnen und eine schöne, abwechslungsreiche Kür. Unter 6 Friesen hatte sich noch ein PRE und ein (ich glaube) Friese x Pony Mix gemischt. Alle harmonierten sehr schön zusammen und es war toll mit anzusehen, wie Punktgenau diese Truppe ihr Showprogramm ritt…
… direkt nach dieser wirklich schönen Quadrillen-Nummer wurde das Tandem-Fahren vorgestellt. Vom Fahren habe ich wahrlich keine Ahnung, aber schön aussehend finde ich Kutschen. Und Friesen sind für mich nun mal die schönsten Fahrpferde…
Vor der Mittagspause wurde dann das Verlosungsfohlen präsentiert. Maxima von Marschhorst ist zu diesem Zeitpunkt gerade mal 10 Tage alt, hat sich aber ganz souverän an der Seite ihrer Mutter Melanie präsentiert… Und ein bisschen rumrasen muss auch drin sein… Bei so viel Lebensfreude juchzte das Publikum…
In der darauf folgenden Mittagspause konnte man sich an diversen Ständen verköstigen, oder man schlenderte vorbei an den Ständen mit Pferdeartikeln, Rapshonig, Aquariumsfischen oder Edelsteinen vorbei zu dem geöffneten Stallgebäude. Das Wetter spielte fabelhaft mit und die Sonne schien, manchmal von ein paar Wolken unterbrochen, mit den buntgeschminkten Kindergesichtern um die Wette.
Nachdem der Hunger gestillt war und alle Stände abgeklappert, machte sich die breite Masse wieder auf den Weg zum Showring. Auch der 2. Showblock versprach ein vielseitiges Programm an Vorführungen.
Die Eröffnung des 2. Show-Blocks übernahm die amtierende Heidekönigin aus Schneverdingen. Sie fuhr mit einer wunderschönen Vis a vie Kutsche vor (natürlich gezogen von zwei Friesen), begrüßte alle Anwesenden und erzählte ein bisschen darüber, welche Aufgaben eine Heidekönigin während ihrer Amtszeit hat.
Weiter ging es mit einer beeindruckenden Darbietung: „Fahren vom Pferd aus“. Hierzu kamen vier Friesen in die Bahn, die im Aktionstrab über den Platz fegten. Das Publikum sprang sofort darauf an und applaudierte, der Sprecher, Herr Tietjen selber, feuerte an und die Musik tat den Rest. Es war ein rasantes Schaubild.
Als nächstes wurde es romantisch. Es wurde ein junger Mann mit der wunderschönen Vis a vie aufs Feld gefahren, kurz darauf kam seine Freundin mit dem Pony Vierspänner hinterher, drehte zwei rasante Runden und blieb danach neben ihrem Freund stehen. Herr Tietjen übergab ihr das Mikro und sie machte vor der Versammelten Zuschauerschar ihrem Freund einen Heiratsantrag.
Ein klares „JA“ von ihm konnten wir nicht hören, aber das anschließende Geknutsche ließ auf eine positive Antwort von ihm schließen.
Flott ging es weiter. Herein kam ein Streitwagen. Vorweg 4 Haflinger. Zuerst lief alles noch ruhiger, im Trab ab, aber schnell wurde er angefeuert, die Zuschauer puschten den Fahrer, die Ponys wurden schneller. Manchmal blieb mir das Herz stehen, weil ich dachte sie würden die Kurve nicht mehr schaffen aber der Fahrer hatte seine vier Blonden voll im Griff. Die Haflinger waren aber selber auch sehr ruhig. Man sah ihnen an, dass sie es kennen gefahren zu werden und auch der Römerwagen nichts Neues für sie war.
Auf dieses Schaubild folgte wieder eine Quadrille. Dieses Mal vom Team „Watt´n Friese“. Dieses Team ist ganz aus Niebüll an der Nordsee angereist um hier zu reiten.
Weiter ging es mit den Youngsters. Herr Tietjen präsentierte einige seiner Fohlen. Unter zwei reinen Friesenfohlen fanden sich auch ein Friese x Dt. Reitpony – Fohlen und ein Barockpinto-Fohlen.
Etwas spanisches Flair bekamen die Zuschauer danach zu spüren. In die Bahn kamen zwei Schimmel. Beide PRE und einfach schön von ihren Reiterinnen präsentiert. Ihre Kür war abwechslungsreich. Traversalverschiebungen, starker Trab, Galoppzirkel, spanischer Schritt gehörte alles dazu…
Aber auch das solle s noch nicht gewesen sein… Nun wurde es laut und schnell. Die „Motorradkids“ auf ihren kleinen Crossmaschinen veranstalteten ein Rennen gegen Kutschen. Wer genau gewonnen hat, bzw. wer schneller war konnte man nicht so genau definieren. Aber auch hier war schön zu sehen, dass die Haffis, die die Kutschen zogen die Ruhe selber waren. Und den Kids machte die Vorstellung und das Slalomfahren sichtlich Spaß.
Tja, und dann bekamen die Zuschauer etwas NICHT alltägliches zu sehen. Das Schaubild „der weiße Friese“ versprach nicht zu viel. Es wurde ein Pas de deux geritten von einem Friesen, deren Reiterin im Damensattel saß und dem weißen „Friesen“ Nero mit samt seiner Reiterin. Nero ist ein 16 Jahre alter Araber x Friesen – Mix (75 % Friese, 25 % Araber), der aus der Art schlägt. Das Aussehen vom Friesen (wenn auch etwas „leichter“) und die weiße Farbe seiner arabischen Vorfahren (Marbacher Hengst Negros) machen ihn zu einem Hingucker.
Am Schluss des 2. Show-Blocks präsentierte Herr Tietjen die im Deckeinsatz stehenden Hengste.
Die Apaloosa-Tigerscheckponys „Wim & Wum“ und deren Vater „Werner“:
Den Pinto x Trakehner Hengst „Crocodile Dundee“:
Den Barockpinto (75 % Friese) Hengst „Bizkit“:
Den Welsh Cob Hengst „Arvalon Charles“:
Den Tinker Hengst „Nobody is perfect“:
Den Hannoveraner “Windgraf”, der mit seinen 25 Lenzen der älteste der Hengste war:
Und den PRE Hengst „Desafio“:
Herr Tietjen stellte dazu stolz die Freisenhengste „Targon v. Marschhorst“:
Quirinus:
Karel 370:
Und Fêde, der seinen Vorführer ganz schön aus der Puste brachte, vor:
Auch nach diesem Show-Block gab es wieder eine Pause.
Katja und ich nutzten die Gelegenheit und machten uns Richtung Heimat auf, da Max und Momo schon auf uns warteten.
Den 3. Block haben wir somit leider nicht mehr mitbekommen, doch hierüber berichtet nachstehend die Zevener Zeitung.
Als Fazit für mich kann ich nur sagen, es hat sich gelohnt nach Klein Meckelsen zu fahren. Ich werde bestimmt nicht das Letzte Mal bei dem Friesenpferdetag gewesen sein und freue mich aufs nächste Jahr und ein hoffentlich genauso abwechslungsreiches Showprogramm, gutes Wetter und fröhliche Leute.
Sabrina Kitowski
Das schrieb die Zevener Zeitung in Ihrer Ausgabe vom 27. Juli 2010 über den Friesenpferdetag:
Henrike Dittmer ist „Queen von
Marschhorst“
„Schwarze friesische Perlen“ und großartiges Show-Programm begeistern viele
Pferdefreunde
MARSCHHORST. Die Kfz-Kennzeichen aus Hamburg, Bremen, Hannover, Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein neben den ROW-Autos signalisierten, dass sich der „Friesentag Marschhorst“ zu einem beliebten Treffpunkt von Pferdefreunden aus ganz Norddeutschland etabliert hat. Das Erfolgsrezept des Veranstalters Friedhelm Tietjen, Informationen für das Fachpublikum zu bieten sowie ein buntes Fest für die ganze Familie mit großartigen Showteilen zu inszenieren, ist damit erneut voll aufgegangen.
Das angenehme Sommerwetter trug nicht unerheblich erheblich dazu bei, dass am Sonntag die Besucherzahl von 4000 im vergangenen Jahre wohl geknackt sein dürfte. Nach der traditionellen Morgenandacht im Freien, die Ingolf Ellssel aus Tostedt hielt, war das Gelände des Friesenstalls im beschaulichen Marschhorst von vielen Besuchern hervorragend besucht. Die Zuschauer saßen oder standen in Viererreihen um den von Bäumen und Kornfeldern malerisch umsäumten Ring, in dem sich ein Schaubild nach dem anderen in drei Programmblöcken bis zum Abend abwechselte. Die Pausen füllte das Gesangsduo „Eli & Elke“ aus Zeven mit einer Bandbreite von Ohrwürmern, die von „Country Roads“ bis „Pack die Badehose ein“ reichte.
Quadrillen mit Barockpferden, Römerwagen und Motorradkids auf Crossmaschinenim Wettkampf gegen Kutschengespanne waren neben der Präsentation der Marschhorster Stationshengstrassen wie Friesen, Appaloosas,
Barock-Pintos und Welsh Cobs nur einige der herausragenden Darbietungen. Friedhelm Tietjen erwies sich dabei erneut als schlagfertiger Moderator, als er per
Mikrofon feststellte: Alles, was wir machen, ist nie geübt, und es funktioniert . . ., meistens!“ Einer der Höhepunkte war die Wahl der „Queen von
Marschhorst“. In der Vorausscheidung hatten sich drei Reiterinnen mit ihren Pferden für das Finale am Nachmittag durchgesetzt. Dr. Müller-Späth, KFPS-Zuchtrichter aus Guderhandviertel,
folgte mit seiner Wertung der Publikumsmeinung, als er die 21-jährige Henrike Dittmer aus Sittensen mit ihrem Quirinus zur
Siegerin erklärte. Allein der Anblick der als Engel ganz in Weiß kostümierten Reiterin im Kontrast zum majestätischen Schwarz ihres Friesen war das Eintrittsgeld wert.
Für viel Heiterkeit sorgte ein Wettbewerb, bei dem Pferd, Reiter
und Hund zum Einsatz kamen. Während die Pferde noch brav über die Hindernisse sprangen, mussten die Hunde manchmal darüber hinweg getragen werden. Beifall gab es für die Kutschengespanne, die mit „Einhorn-Anspann“ über Doktorwagen mit Pastor im Talar bis zum imposanten Viererzug einen imposanten Eindruck hinterließen. Temperamentvoll ging
es zu, als Ponykutschen zum Rennen gegeneinander antraten. In atemberaubender Geschwindigkeit wurden engste Kurven genommen, so dass mächtig Staub vom Boden des Vierecks aufgewirbelt wurde.
„Caracha“ nennt sich eine spanische Arbeitsreitweise, die von zwei Reitern mit langen Stäben perfekt demonstriert wurde. „Gaby Boensch und Mädels“ aus dem
holsteinischen Neu-Horst beeindruckten mit zirzensischem Auftritt, der einmal mehr bewies, dass die mächtigen Friesen feinfühlig und lernfähig sind. Bei der
abschließenden Verkaufspräsentation der Marschhorster Pferde, für die es durchaus Interessenten gab, reichte die Preispalette von 2500 bis 12 000 Euro. (mi)